AktuellesGeneralversammlung 2011: Presseverein sorgt sich um Beruf und Job

Generalversammlung 2011: Presseverein sorgt sich um Beruf und Job

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Sorgen um die Zukunft des Journalismus und den Wert ihres Berufs machen sich die Mitglieder des Pressevereins Münster-Münsterland e.V. „Es gibt immer weniger jungen Menschen“, warnte der Vorsitzende Werner Hinse auf der Generalversammlung am 22. Februar in Münster, „die in den Journalismus gehen.“ Angesichts der sich rapide verschlechternden Arbeits- und Lohnbedingungen im deutschen Journalismus könne es schon in wenigen Jahren gerade in ländlichen Regionen für Verlage und Sender schwer werden, erklärte Hinse vor den rund 30 Besuchern des Treffens in der Stadtbücherei Münster, dann noch qualifizierten Redakteursnachwuchs zu finden. Denn benötige der Journalismus angesichts der inhaltlichen und technischen Anforderungen mehr denn je. An die Verleger gerichtet, sagte Hinse: „Redakteure wachsen nun mal nicht wie Äpfel auf den Bäumen.“

Im über 100 Jahre alten Presseverein sind über 400 Journalisten aller Mediensparten aus dem Münsterland organisiert. Der Verein ist Teil des Deutschen Journalisten-Verbands, der gerade den zentralen Branchen-Tarifvertrag für die Redakteure an Tageszeitungen verhandelt. Während die Journalisten-Gewerkschaften vier Prozent mehr Lohn fordern, berichtete Jürgen Primus als Beisitzer und Mitglied der bundes-Verhandlungskommission, stellen die Verlage das komplette Tarifgefüge durch eine von ihnen geforderte neue Billiglohngruppe in Frage. „Wenn diese Tarifforderung in einem der Kern-Tarifverträge unserer Branche Wirklichkeit wird,“ erklärte Werner Hinse, „dann ist der Journalismus auch hier vor unserer Haustür massiv gefährdet.“

Bereits in der Woche vor der Generalversammlung hatte ine Informationsveranstaltung in Münster breite Resonanz gefunden. Primus informierte zusammen mit Dr. Frank Biermann von der dju Zeitungsredakteure detailliert über laufenden Tarif-Verhandlungen und die möglichen Konsequenzen der Billiglohn-Strategie, die für die Kolleginnen und Kollegen bis zu 30 Prozent Lohneinbußen bedeuten können. Aus Protest gegen diese Tarifforderungen legten mehrere Lokalredaktionen im Münsterland zu Beginn der vierten Tarifrunde eine „kämpferische Arbeitspause“ ein.

Werbung für guten Journalismus machte der Presseverein im vergangenen Vereinsjahr mit der sechsten Auflage des Journalistenpreises Münsterland, listete Hinse zusammen mit den Mitglieder des zehnköpfigen Vorstands im Rechenschaftsbericht auf. Es habe viele gut recherchierte Beiträge und hochkarätige Einsendungen von über 100 Journalisten gegeben, die sich um die fünf jeweils mit 2000 Euro dotierten Preise beworben hatten.  

Das Ziel des Vereins bei dem mit Münsterland e.V. und der Sparkasse Münster-Ost zusammen veranstalteten Wettbewerb sei erreicht worden: Die Bürger nahmen die Arbeit von Journalisten in der Region deutlicher wahr.

Dazu diente auch die Aktion „Der Wolf kommt“, einem satirischen Straßentheaterprojekt des DJV-NRW, das zusammen mit den DJV-Ortsvereinen Recklinghausen und Dortmund im Herbst vorigen Jahres auch in Greven und Rheine aufgeführt worden war. Es machte den drohenden Verlust von Pressevielfalt mit all seinen Konsequenzen für die Arbeitsplätze aller Kolleginnen und Kollegen im Münsterland öffentlich, brachte Bürger und Politiker dazu, sich mit den Folgen für ihre Stadt und die Region zu beschäftigen.

Dass Journalisten inzwischen von Verlagen als Leiharbeiter beschäftigt werden, oft deutlich unter Tarif bezahlt werden, mit der Angst, durch unliebsame Berichte anzuecken und den Job zu verlieren – diese seit sieben Jahren mögliche Umgehung von Tarifverträgen hatte der Presseverein zusammen mit der dju Münsterland in einer Podiumsdiskussion im vorigen Jahr öffentlich diskutiert.

Der Vorstand wurde nach dem Kassenbericht von Andreas Große Hüttmann auf Antrag von Kassenprüfer Reimar Bage von den Mitgliedern – bei eigener Enthaltung - einstimmig entlastet.

Für das kommende Vereinsjahr plant der Presseverein unter anderem eine Neuauflage von zwei regelmäßigen Stammtischen für die Mitglieder. Ferner steht das traditionell alle zwei Jahre stattfindende Sommerfest an, zu dem sich in diesem Jahr die Mitglieder mit ihren Familien in Billerbeck treffen. Marion Dirks, Bürgermeisterin Billerbecks und als Journalistin früher auch stellvertretende Pressevereinsvorsitzende, stellte mögliche Angebote für das Sommerfest in ihrer Stadt vor. Für den April plant der Presseverein einen Besuch der aktuellen Plakat-Ausstellung im LWL-Landesmuseum in Münster.

Hier das Protokoll der Generalversammlung [PDF]