Sieben Jahre später: MZ ist reif für Sanierung

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Die Münstersche Zeitung (MZ) ist ein Sanierungsfall. Das hat der Dortmunder Verleger der „Ruhr-Nachrichten“ (RN), Lambert Lensing-Wolff, am Freitagmorgen vor den 75 Mitarbeitern der Zeitung in Münster eingestanden. Die Lokalzeitung sei „seit Jahren defizitär“, heißt es auch in einer Pressemitteilung. Nun soll der Mitbewerber im Münsterland, die Unternehmensgruppe Aschendorff, die Zeitung mit den Lokalausgaben in Münster, Greven und Steinfurt (Auflage: rund 19.500 Exemplare – Stand: 1/14) über eine Sanierungsfusion übernehmen. Und gleichzeitig wurde bekannt, dass die RN ihre Lokalausgaben in Witten und Bochum einstellen wird.

Das ist die nächste Runde von Zeitungskonzentrationen in Nordrhein-Westfalen. Auch wenn Lensing-Wolff jüngst eine Anfrage beim Bundeskartellamt für eine Sanierungsfusion mit Lokalausgaben der Funke-Mediengruppe zurückziehen musste, wird nun erneut dieser Weg beschritten. Er habe für die MZ keinen Plan B, soll Lensing-Wolff seinen Mitarbeitern gesagt haben. In der gemeinsamen Mitteilung beider Verlage heißt es: „Die MZ ist in ihrem Erscheinungsgebiet hinter den Westfälischen Nachrichten durchgängig Zweitzeitung und verliert in Münster und im Münsterland seit Jahren an Reichweite.“ Durch die geplante Fusion werde „dem Titel eine wirtschaftliche Perspektive verliehen“.

„Auf eine möglichst lange Sicherung der publizistischen Vielfalt“ setzt der WN-Chefredakteur Dr. Norbert Tiemann. Die Sanierungsfusion sei langfristig angelegt. Er bestätigte, dass es einen langfristigen Vertrag für die Lieferung des MZ-Mantelteils mit den Ruhr-Nachrichten gebe. Trotz der gescheiterten Sanierungsfusion im Raum Dortmund schaut Tiemann im Fall der MZ „optimistisch auf den Ausgang des Verfahrens.“ Denn Ziel dieser Fusion sei es ja, die MZ langfristig am Markt zu erhalten.“

Doch davor steht noch das Bundeskartellamt, das über die Sanierungsfusion entscheiden muss. Denn ein Ja wäre für das Münsterland eine Monopol-ähnliche Situation bei den Tageszeitungen. Jedenfalls endet mit der Fusion nach drei Jahrzehnten das Engagement der Verlegerfamilie Lensing-Wolff bei der MZ. 1985 hatten die Dortmunder die MZ übernommen, die damals noch große Teile des Münsterlandes abdeckte. In der Folge setzte aber ein etappenweiser Rückzug aus der Fläche ein, so dass die Zeitung nur noch in Münster und in Teilen des Kreises Steinfurt vertreten war. Ende 2012 zog sich der Verlag aus Rheine zurück.

Die Dortmunder Verlagsgruppe gehörte zu den ersten Verlagen, die umfangreiches Outsourcing praktizierten. Dazu gehörte auch der spektakuläre Schritt, die komplette MZ-Lokalredaktion in einer Nacht- und Nebelaktion im Januar 2007 zu entlassen und durch eine jüngere und damit billigere  Redaktion um MZ-Chefredakteur Stefan Bergmann zu ersetzen. Der vom Verlag als „Entzug des Produktionsauftrags“ ummantelte Rauswurf löste bundesweite  Proteste aus. Nun steht sieben Jahre später auch dieses über 30-köpfige Redaktionsteam vor einer ungewissen Zukunft – auch wenn aus Redakteurskreisen zu hören war, dass derzeit eine Fusion „die beste unter den schlechten Lösungen“ sei. Betroffen sind neben den Mitarbeitern der Anzeigen- und Vertriebsabteilungen auch rund 250 Zusteller im Münsterland. Von der Fusion wären die Lensing-Standorte in Emsdetten und Ahaus nicht betroffen.