Kahlschlag bei NRW-Anzeigenblättern

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Kahlschlag bei Anzeigenblättern in Nordrhein-Westfalen: Die Unternehmensgruppe Aschendorff (WN, MZ, Westfalen-Blatt) stellt Ende April sämtliche Anzeigenblätter im Münsterland und in Ostwestfalen ein. Das hat die Geschäftsleitung am Mittwoch in einer Hausmitteilung angekündigt.

„Mit dieser Entscheidung verlieren voraussichtlich alle bei den Anzeigenblättern beschäftigten Mitarbeitenden ihren Arbeitsplatz – von der Redaktion bis hin zu den allein über tausend Zusteller:innen“, so Volkmar Kah, Geschäftsführer des DJV-NRW, in einer ersten Bewertung. Der DJV befürchtet zudem personelle Konsequenzen in weiteren Bereichen des Medienkonzerns. „Die Schließung der Anzeigenblätter reiht sich ein in eine von vielen Outsourcing- und Personalabbaumaßnahmen. Wir fordern die Verleger-Familie Hüffer auf, Ihrer sozialen Verantwortung für die Betroffenen gerecht zu werden.“

Auch medienpolitisch sieht der DJV-NRW die Entwicklung mit Sorge. „Gerade in ländlichen Regionen, in denen die Tageszeitungsverlage in den vergangenen Jahren systematisch redaktionelle Strukturen abgebaut haben, trugen die oftmals journalistisch anspruchsvoll gemachten Anzeigenblätter zur informatorischen Grundversorgung bei“, so Kah weiter. „Hier sind die Verlage gefordert, frei werdende Mittel nicht für Rendite zu vereinnahmen, sondern in lokaljournalistische Strukturen zu investieren – sei es bei den Tageszeitungen oder in den Lokalfunkredaktionen. Die Kolleg:innen verdienen neue Perspektiven.“

Redaktionsschließung auch bei Funke

2023 ist gleich zu Jahresbeginn in jeglicher Hinsicht kein gutes Jahr für Anzeigenblätter. Ende Januar hatte unter anderem bereits die Funke-Mediengruppe die Redaktion ihrer Wochenzeitungen im Ruhrgebiet eingestellt. Der Essener Medienkonzern möchte die Inhalte nun direkt von den Lesern erstellen lassen. In einem dem DJV-NRW vorliegenden Schreiben fordert Funke aktuell alle seine Pressekontakte (Polizei, Vereine, Bürger:innen-Initiative u.v.m.) auf, all ihre Infos eigenständig auf das Portal "Lokalkompass" hochzuladen. „Sie sind herzlich eingeladen...selbst zu berichten.“ Vulgo: „Wer braucht schon Journalist:innen? Schreibt unsere Anzeigenblätter doch selber!“
„Wer als Verlag so agiert, gefährdet die journalistische Glaubwürdigkeit und erweist der ganzen Branche einen Bärendienst“, so die Analyse des DJV-Geschäftsführers Kah.